08 | Der 1. Mai nach der Nelkenrevolution – Aufbruch der Massen

Die riesigen Demonstrationen am 1. Mai 1974 waren ein Zeichen des gesellschaftlichen Linksrucks. Die Basis war eine breite Front aus Industrie- und Landproletariat sowie Teilen der Mittelschicht und des Bürgertums.

Aus verschiedenen politischen Strömungen bildete sich am 15. Mai die Erste Provisorische Regierung. Sie führte sozialpolitische Maßnahmen wie einen Mindestlohn ein. Die wirtschaftliche Lage aber verschlechterte sich aufgrund von Weltwirtschaftskrise, Kapitalflucht und einbrechendem Tourismus. Die Arbeitlosigkeit stieg stark an. Die Banken weigerten sich kleine Firmen mit Krediten zu retten und die Großagrarier Arbeitsplätze zu schaffen. Beides verschärfte absichtlich die Krise.

Die Regierung zerbrach im Juli als Präsident Spinola ein autoritäres Regime durchsetzen wollte. Die MFA etablierte eine Zweite Provisorische Regierung unter dem PCP-nahen Vasco Gonçalves. Im September riefen Spinola, reaktionäre Parteien und alte Eliten zu einem rechten Aufmarsch nach Lissabon, um die Regierung zu stürzen. MFA, Gewerkschaften, linke Parteien und Arbeiterschaft konnten dies jedoch verhindern.


Verteidiger der Nelkenrevolution auf einer der unzähligen Demonstrationen. Allein auf der 1. Mai-Demonstration in Lissabon waren 200.000 Menschen. Eine Million im ganzen Land, selbst in kleinen Orten und das bei einer Bevölkerung von knapp 9 Millionen.


Beilage der Tageszeitung O Século zum 1. Mai 1974 mit dem Titel „Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden“.


MFA
und eine portugiesische Familie begrüßen berühmte Wissenschaftler und Künstler. Plakat des bekannten Grafikers Joáo Abel Manta für die Kulturelle Dynamisierungskampagne der MFA. Sie sollte die Landbevölkerung über die Revolution aufklären. Neben Veranstaltungen, Diskussionen, Theater u.ä. wurde auch praktische Hilfe geleistet, wie der Bau von Kanalisation, Elektrizitätsversorgung, Straßen und Gemeinschaftshäusern.


„MFA – Wächter des Volkes“, ebenfalls von Joáo Abel Manta. Die Linken in der MFA sahen es als ihre Aufgabe an, über eine Verbesserung der sozialen Lage der Ausgebeuteten zu wachen.

Fotos
Klaus Steiniger
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Gerd Koch