05 | Die Lage der arbeitenden Klassen vor der Revolution

Portugal war das Armenhaus Europas, das zweitärmste Land vor der Türkei. Kinderarbeit und fehlende Bildung, hohe Analphabetenrate und katastrophale hygienische Verhältnisse waren alltäglich. Im Norden betrieben Kleinbauern Landwirtschaft wie seit Jahrhunderten, oft am Existenzminimum. Im Süden musste sich das Landproletariat auf riesigen Gütern zu Hungerlöhnen verdingen, meist nur zur Saisonarbeit. Die Großgrundbesitzer bauten nur an, was hohen Profit versprach wie Eukalyptus und Kork. Land lag brach und Grundnahrungsmittel mussten teuer importiert werden.

Die Industrie wurde von sieben Monopolen beherrscht. Sie lagen in den Händen weniger Familien, eng verwoben mit der politischen Macht. Der Kolonialkrieg ab 1961 erzwang aus politischen und wirtschaftlichen Gründen eine Öffnung Portugals für ausländisches Kapital. Es wurde die „verlängerte Werkbank“ des Westens. Trotz niedriger Produktivität der meisten Unternehmen sicherten Billiglöhne Profite von 14 bis 40%. Der Staat sorgte mit seinem Unterdrückungsapparat für eine möglichst reibungslose Ausbeutung.


Die Standard Eléctrica wurde 1932 von der US-amerikanischen ITT Corporation in Lissabon gegründet. Hergestellt wurden Telekommunikationsgeräte, militärische Funkgeräte, später auch Fernsehgeräte.


Auswanderung aus Portugal 1951-1977

Aus wirtschaftlicher Not oder um der Einberufung in den Kolonialkrieg zu entgehen, verließen zwischen 1951 und 1974 fast 1,9 Millionen Menschen das Land. Ihre Überweisungen aus dem Ausland waren ein wichtiger Teil des Nationaleinkommens.


Anzahl, Größe und Besitz an Anbaufläche der Landwirtschaftsbetriebe 1968, insgesamt ca. 800.000 Betriebe.


Vereint in der Ausbeutung: Anteil ausländischer Firmen an der portugiesischen Industrie. U.a. BRD (Volkswagen, Grundig, Siemens, Hoechst, FAG), USA (ITT, Philips, General Motors), Frankreich (Saint Gobin, Citroén, CFP), Belgien (Petrofina, Sofina), Niederlande (Dutch Shell).


Investitionen westdeutscher Unternehmen von 1961 bis 1973 in Millionen Deutsche Mark (2 DM = 1 Euro).

Fotos
Fotógrafo: Estúdio Horácio Novais. CC BY-NC-ND 2.0
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