11 | Der Traum ist aus – die Konterrevolution marschiert

Im Sommer 1975 kam es in Nordportugal zu gewalttätigen Angriffen auf Büros der PCP. Der Westen benutzte NATO-Militärmanöver und dringend benötigte Kredite als Druckmittel. Die USA wollten in ihrer Einflusssphäre keine sozialistischen Experimente dulden. Es roch nach einer „Strategie der Spannung“ und Bürgerkrieg.

Am 25.11.1975 wurde der linke Flügel der MFA von rechten Militärs zerschlagen, linke Militärs inhaftiert. Die Rechten wollten die Revolution und die demokratischen Freiheiten revidieren und Rache an der Linken nehmen. Die Sozialdemokraten in der MFA und der Sechsten Provisorischen Regierung wollten aber keinen Bürgerkrieg und keinen Rückfall in die Diktatur – aber auch keinen Portugiesischen Sozialismus.

Es folgten jahrelange Kämpfe um die sozialen Errungenschaften der Nelkenrevolution – teils mit offener Polizeigewalt. Vieles wurde Stück für Stück zurückgenommen. Der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft 1986 und die damit verbundenen wirtschaftlichen Zwänge vollendeten den Übergang zur kapitalistischen Normalität.


Contra a Miséria – Gegen das Elend: Fahrtrichtung Sozialismus. In der portugiesischen Verfassung von 1976 wurde der Sozialismus als Staatsziel festgeschrieben. Zwar wurde das in den folgenden Jahren zurückgenommen, dennoch bleibt sie eine der progressivsten Westeuropas.


US-amerikanisches Magazin Time vom August 1975 mit dem Titel „Rote Bedrohung in Portugal“ und Porträts von COPCON-Kommandant Carvalho, Premier Gonçalves und Präsident Gomes. Auch viele westdeutsche Medien waren entschiedene Gegner des Portugiesischen Sozialismus.


Der blutige rechte Putsch in Chile 1973 stand drohend hinter Portugals Weg zum Sozialismus, ebenso das Massaker an 500.000 wirklichen oder vermeintlichen Kommunistinnen und Kommunisten in Indonesien 1965– beides mit Einverständnis und Unterstützung des Westens.


Der BRD-Investigativreporter Günther Wallraff enthüllte, dass Spinola in der BRD Geld für einen bewaffneten Rechtsputsch sammelte. Der damalige bayrische Ministerpräsident Strauß unterstützte den Faschisten Arriaga. Aber es gab auch Solidarität mit der Revolution: Wallraff und westdeutsche Linke unterstützten landwirtschaftliche Kooperativen mit Spenden, die DDR mit Landmaschinen und Know-how.

Fotos
Klaus Steiniger
História Da Classe Trabalhadora, @HistClasseTrab
ok-projekt.de, Ausstellung „EL PUEBLO UNIDO – Erinnerung an den 11. September 1973“, eigenes Foto
Buchcover, eigenes Foto